3. SONNTAG IN DER FASTENZEIT

28. Februar 2016

 

Evangelium nach Lukas (13,6-9)

 

Gedanken zum Evangelium

 

Jesus war ein Meister im Erzählen. Immer wieder hat er ganz konkrete Erfahrungen mit der Natur, mit der Umwelt und den Menschen aufgegriffen, sie als (Vor)Bild dargestellt, das in die Tiefe führen soll. Es soll die Tiefe des Herzens erreichen, aufwühlen und verändern. Deswegen habe ich heute das Evangelium so beendet mit den Worten: „Das Hören dieses Evangeliums stärke unseren Glauben!“ Kann auch das heutige Evangelium, wo Jesus von einem Feigenbaum redet, unseren Glauben stärken?

 

„Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum gepflanzt.“ Ist mit dem Mann Gott gemeint, der uns in seiner Welt gepflanzt hat, damit wir uns entwickeln, wachsen und Früchte bringen? Will Jesus damit andeuten, dass Gott von uns etwas erwartet, dass wir unser Leben so gestalten sollen, dass wir Früchte bringen?

 

Dieser Mann aber denkt und handelt ungewöhnlich: Drei Jahre schon wartet er vergebens darauf, dass dieser Feigenbaum Früchte bringt. Welcher Gärtner wartet schon so lange, wenn er sieht, dass seine Pflanzen nichts bringen? Unerwarteterweise geht dieser Mann auch noch auf den Vorschlag seines Gärtners ein, noch einmal ein Jahr zu warten. So viel Geduld, das ist ja fast unglaublich! Ist Gott so? Hat er so viel Geduld mit uns, wie normalerweise sonst kein Mensch hat?

 

Der Weingärtner erklärt sich also bereit, sich intensiv mit diesem Feigenbaum zu beschäftigen. Er lockert den Boden auf und düngt den Baum. So können Wasser, Luft, Wärme und Nährstoffe an die Wurzeln gelangen. Meint Jesus mit diesem Weingärtner sich selbst? Ist er der von Gott angestellte Gärtner, der sich darum kümmert, dass wir wachsen und uns so entwickeln, dass wir die durch Gott von uns erwarteten Früchte bringen können?

 

Von sich aus kann der Feigenbaum das nicht. Er muss geschehen lassen, dass der Gärtner ihn bearbeitet. Wir müssen es zulassen, dass Jesus uns „bearbeitet“, dass seine Worte in uns eindringen können, uns mit Leben erfüllen, uns Kraft geben, uns innerlich erneuern. Unsere Bereitschaft muss da sein, uns für sein Wort zu öffnen, das uns innerlich verwandeln kann, sodass wir gute Früchte bringen.

 

Der Kern der Botschaft Jesu ist eigentlich, dass unser Leben nur gelingen kann, dass menschliches Zusammenleben nur möglich wird, wenn wir es fertigbringen zu lieben. Das hat nicht an erster Stelle etwas mit Emotionen und Gefühlen zu tun, sondern mit der inneren Einstellung, mit der wir einander begegnen und die sagt: „Ich will, dass du bist!“ Den anderen als liebenswürdig anerkennen. Das ist nämlich die Einstellung Gottes zu uns und Gott ist Liebe. Und wo geliebt wird, entstehen weitere Früchte wie Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Vertrauen... Ob ich im Leben genügend geliebt habe - also Früchte gebracht habe - hängt von der Antwort auf die Frage ab: „Wer war glücklich, dass du gelebt hast?“

 

Auch mich hat Gott gepflanzt, damit ich gute Früchte bringe.
Was ist bis jetzt aus mir geworden? Was habe ich bis jetzt aus mir gemacht? Bringe ich die Fr
üchte, die Gott von mir erwartet?
Ich kann die Botschaft von den Taten Jesu t
äglich lesen und an jedem Sonntag in der Kirche hören. Welche Wirkung hat das auf mich? Dringen die Worte Jesu wie ein Düngemittel in mich ein, erreichen sie meine Wurzeln, da tief drinnen in mir? Lassen sie mich wachsen und Früchte bringen?

 

Und so kann ich dann auch sagen: Eine Pfarrgemeinde ist ein Lebensraum für viele Pflanzen, die sich von Jesus düngen und pflegen lassen und so viele Früchte bringen. „Das Hören dieses Evangeliums stärke unseren Glauben!“

 

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